(p.189) Das goldfarbene Mäuslein (alle Hamster gehört zoologisch in die Familie der Mausartigen) ist unser jüngstes Haustier. Im Jahre 1930 fing Professor I. Ahorni wählend seiner wissenschaftlichen Expedition nahe bei Aleppo 1 freilebendes Goldhamster-Weibchen mit 12 Jungen. Von ihnen stammen sämtlich Goldhamster ab, die seitdem zu vielen Tausenden als Laboratoriumstiere gehalten und als Haustiere gelebt werden. Die Goldhamster-Pflege ist nicht schwierig; dennoch gebe ich hier einige praktische Ratschläge, weil dauernd Anfragen zu mir kommen. Schützt vor allem die Tierchen vor Zugluft und Feuchtigkeit; in ihrer syrischen Heimat herrscht trockene Hitze! Als Aufenthaltsraum eignen sich weder Pappkartons noch Sperrholzkisten; die Nagerzähne werden in wenigen Stunden damit fertig. Am besten ist Hartholz, außen mit Blech beschlagen; oberer Anschluss Maschendraht, doch gut befestigt. Zur Ernährung empfiehlt Carl Stemmler, einer der wissendsten Tierpfleger, »alle Früchte und Getreidearten, auch Haferflocken und hartes Brot, außerdem wöchentlich wenigstens einmal entweder rohes Fleisch oder Mehlwürmer, Heuschrecken, Grillen. Ihrem Namen entsprechend ‘hamstern’ auch die Goldhamster, häufen sich also in dem kleiden Schlafkistchen, das innerhalb des Wohnraums stehen muss, einen Vorrat an.« Erst dann Futter geben, wenn nichts mehr aufgespeichert ist! Obwohl die Goldhamster wenig trinken, sollte man täglich frisches Wasser anbieten. Ins Schlafkistchen gehört ein Handvoll Heu, Laub oder Moos. Der Wohnraum wird am besten mit trocknem Torfmull bestreut. Die sehr reinlichen, daher geruchlosen Goldhamster benützen stets die gleich Käfigecke als Klosett; mit einem Schäufelchen entfernt man jeden Morgen das bisschen Losung. Wenn unser kleiner Freund mit gewaltig aufgeschwollen Backen umherläuft, ist er nicht krank; er will nur das Futter oder das Nestmaterial in die Schlafhöhle tragen. An kühlen Tagen legt der Goldhamster oft reglos da; man sollte ihm unbesorgt diese Art von Winterschlaf gönnen; die Zimmertemperatur darf aber nicht unter 10° fallen. « So rät Meister Stemmler. Ich will noch hinzufügen: bei Gemeinschaftung Vorsicht; die Goldhamster sind rauflustig, fallen plötzlich übereinander her, und der Sieber vergreift sich manchmal kannibalisch am getöteten Bruder. Wer aber ein Pärchen Goldhamster pflegt, muss doppelt aufpassen: diese syrischen Nager haben die kürzeste Tragzeit von sämtlichen Säugetieren; alle 16-18 Tage kann es Nachwuchs geben, und nicht gerade wenig.
(p.190) Genug des Belehrsamen! Wie zahm ein Goldhamster werden kann, erfuhr ich jüngst durch den Brief einer Bergmanns-Familie: »Sobald das Tierlein am frühen Morgen unsere Stimmen hört, steckt es sein Köpfchen aus dem Nest, putzt sich und gähnt, bis die Milch eingegossen ist. Am Abend gehört dem Knirps die ganze Stube; er macht tolle Klettereien zwischen der Zimmerwand und den Möbeln, taucht plötzlich in einem Blumentopf auf, rumort zwischen den Spiralfedern der Couch, verschwindet im Wäscheschrank. Vor Wonne steht das Stummelschwänzchen steil nach oben.«
*pic 202 In einem Puppentässchen hat er Platz, der schön bepelzte Zwerg aus Syrien.