(p.36)So grotesk es erscheint: die Terrier sind mit dem Chow-Chow verwandt. Ich erwähnte schon in der Einleitung, daß die Forschung unsere heutigen Hunderassen stammesgeschichtlich in 5,bzw. 6 Gruppen eingeteilt hat. Eine, und zwar eine besonders variationenreiche Gruppe, erhielt die Bezeichnung ‘Torfhunde’. Als ihre Stammform ist immer wieder bei Pfahlbauten-Ausgrabungen in der Schweiz gefunden wurden, und ganz einwandfrei ein Haustier des Steinzeit-menschen (etwa 4 000 J.v. Chr.) war. Aus diesem Torfspitz, der seinerseits wahrscheinlich vom Schakal abstammt, entwickelten sich durch Weiterzüchtungen in vielen Gegenden der Welt allmählich die Rassen der Terrier, Pinscher, Schnauzer und selbstverständlich auch die der gegnwärtigen Spitzerhunde. Ein echter Spitz, allerdings ein exotischer, ist nun der Chow-Chow. In seiner fernöstlichen Heimat soll er ein gewöhnlicher Straßenhund sein; hoffentlich
(p.37)ist es nur ein Gerücht, daß die Chinesen mit Vorliebe die heidelbeerblaue Chow-Zunge als gastronomischen Leckerbissen werten! Bei uns schätzt man das lebendige Tier, den mittelgroßen, stämmigen ’Tschau’ in Schwarz, Braunrot, Goldgelb, Blau oder in zarter Elfenbein-Tönung, dessen auffallend kleine Augen sehr tief liegen, während die kurzen Stehohren lustig nach vorn geneigt sind. Er ist üppig behaart und hat eine prunkende Löwenmähne, dazu eine Helmbusch-Rute. Sein carakterliches Verhalten wird bisweilen gerügt: er sei unberechenbar, könne sogar den eigenen Herrn plötzlich und anscheinend grundlos anfallen. Gewiß haben die Chows ein empfindliches Selbstbewußtsein; sie lassen sich nicht ’hündisch unterdrücken’. Aber ich kenne eine tierverständige holländische Familie, in der ein goldfarbener Chow-Rüde (wie das Bild 109 zeigt) der gutmütig duldende Spielkamerad des Siamkätzchens ist der mit dessen Mutter, auch mit einem Mops und einer Schildkröte, in ebensolcher Freundschaft lebt wie mit den dazu gehörenden Menschen. Durch ihn ist meine seitherige Reserve den Chow-Chow gegnüber beträchtlich aufgelockert worden. Es reizt mich, nun noch von anderen, selbstbewußten Hunde-Persönlichkeiten zu sprechen, von höchst verdienstvollen, von den Polar- und Schlittenhunden. Aber die dunkle Zwerg-Bulldogge am oberen rechten Seitenrand erreicht es mit ihrem ‘Schmachten’, daß wir uns jetzt den ganz Kleinen zuwenden, den Zierhunden. Zwei der bekanntesten stammen ebenfalls aus Ostasien: der Pekinese mit der feudalen Herkunft aus dem Palast der chinesischen Kaiser-Generationen und der japanische Chin. Auch zwei Jagdhundformen wurden zu Luxus-Schoßhündchen: der Zwerg-Griffon und dreifarbige ‘Prince Charles’, der ein Zwerg-Spaniel ist. Die Malteser dürfen wir nicht vergessen, weil sie uns wiederum in Chow-Nähe bringen, die echten ‘Zwergspitze’. Vor kurzer Zeit soll in Amerika die Züchtung des allerkleinsten Hundes der Welt gelungen sein. Der Gnom heißt ’Chihuahua’, findet bequem in einer Rocktasche Platz und bellt in ganz zarten Tönen. Ich nehme diese Neugigkeit ‘respektvoll’ zur Kenntnis, gehe aber daraufhin mit gesteigerter Freude zum Boxer!
*pic033/034 Mästet nicht mit Süßigkeiten die Zwerg-Bulldogge und das Malteser-Pärchen